Am Morgen sind wir bei strahlendem Sonnenschein vom Peipussee aufgebrochen. Der Peipussee ist der grösste See Estlands – und einer der grössten Binnenseen Europas. Er ist siebenmal so gross wie der Bodensee. Etwa in seiner Mitte läuft in Nord-Süd-Richtung die Grenze zwischen Estland und Russland, die gleichzeitig EU-Aussengrenze ist.
An der estnischen Küste des Peipussees haben sich im 17. Jahrhundert russische Exilanten niedergelassen; sie waren Gegner der damaligen Reform der Russisch-Orthodoxen Kirche und gründeten am Seeufer eine Siedlung. Seither sind sie als die so genannten „Altgläubigen“ bekannt. Die Siedlungen erstrecken sich heute über mehrere Dörfer von Mustvee bis nach Kolkja. Sie arbeiten als Fischer oder Handwerker und bauen Zwiebeln an, deshalb der Spitzname Zwiebelrussen. Die Zwiebeln werden sehr klein aus der Erde gezupft und schmecken noch aromatischer.
Danach fuhren wir an die direkte Grenze zwischen Europa und Russland, nach Vasknarva. Der Fluss Narva trennt dieses Estische Dorf von Russland, was auch immer wieder klar beschildert ist, dass der Fluss ja nicht über die Mitte befahren werden darf. Es gibt ein schönes Frauenkloster, das allerdings für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Die Nonnen strichen gerade bei unserem Besuch die Aussenmauern des Klosters neu an. Als wir zurück zu unserem WoMo kamen, hat mir ein Handwerker, der auch mit Malen beschäftigt war, das Handy entgegengestreckt und mir klargemacht, dass er gerne ein Foto möchte. Flux hat er die Fahrertür aufgemacht und sich bei offener Türe neben unser WoMo gestellt. Ich musste etwa fünf Fotos machen, bis er dann zufrieden war. Zum Dank bekamen wir von ihm drei Tannzampfen als Glücksbringer.
Zum Schluss fuhren wir nach Pühtitsa, das Nonnenkloster von Kuremäe. 1891 wurde das Kloster als erstes russisch-orthodoxes Kloster auf estnischem Boden von drei Nonnen des russischen Ipatios-Klosters gegen den Widerstand des deutsch-baltischen Adels gegründet. Seit diesem Zeitpunkt wird das Kloster ununterbrochen bewirtschaftet. Heute leben noch immer gut 100 Schwestern in den Häusern der Klosteranlage.
Beim Betreten der Kirche hat mich eine Nonne angeflaumt, ohne mich anzuschauen. Ich hatte ein Kopftuch an, wie es üblich ist und ¾-Hosen. Das war ihr aber zu wenig -ich musste noch einen Rock anziehen (die liegen da zum Ausleihen). Die Dame vor mir betrag die Kirche mit Hotpants und ohne Kopfbedeckung – das war dann aber wohl ganz OK, gut – sie hat noch zwei Kerzen gekauft (was vielleicht einer Absolution gleichkam). War wohl der Unterschied. War mal ganz kurz ziemlich stinkig. Und trotzdem haben wir noch ein Klosterbrot und Klosterhonig gekauft.
Binenstöcke vom Feinsten – sogar in Form des Klosters
Heute stehen wir rund 25 km westlich von Tallinn – wir wollen morgen auf die Insel Saaremaa übersetzen, sofern wir auf der Fähre noch einen Platz erhalten.
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