Gestern Morgen sind wir zeitig von der litauischen Hauptstadt Vilnius aufgebrochen, um nicht zu spät auf der kurischen Nehrung zu sein. Wir wollten uns einen der begehrten Plätze auf dem Camping Nidos kempingas sichern. Schon mal vorneweg – es hat geklappt.

Von Klaipėda sind wir die rund 650 m übergesetzt auf die kurische Nehrung. Diese Nehrung ist eine 98 km lange Halbinsel. Seit 1945 gehören die nördlichen 52 km zu Litauen und die südlichen 46 km zu russischen Föderation Kaleningrad.

Die Nehrung trennt das Kurische Haff von der Ostsee. Ein Haff ist ein durch eine Nehrung oder durch vorgelagerte Inseln vom tieferen Hauptteil des Meeres getrennter Brackwasserbereich (süsswasser, fast stehend). Riesige Wanderdünen begruben immer wieder Ortschaften. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es, die Dünen zu bepflanzen und zu stabilisieren.

Zwischen 1919 und 1939 war die Kurische Nehrung nicht nur geografisch zweigeteilt. Bis 1944 wurde neben Deutsch auch noch der kurische Dialekt gesprochen. 1945 wurden die Deutschen vertrieben – sie musste alles stehen und liegen lassen. Während der fast 50 Jahre langen Sowjetzeit war die Nehrung militärisches Sperrgebiet. Nida war Erholungsort der „Elite- Appartschicks“.

Am Camping-Platz angekommen musste Norbert erst mal drei Damen in einem dicken Mercedes helfen, ihre Luftmatratze auf aufzupumpen. Sie haben es erst mal mit einer Handpumpe versucht, doch das Unterfangen bald abgebrochen. Mit unserem Kompressor ging es doch einiges schneller. Diese drei Damen machten so gar nicht den Eindruck, als ob sich schon häufig gezeltet hatten. Sie hatten riesen Rollkoffer dabei inkl. Beauty-Cases, aber ein Zelt, das ganz knapp für sie drei reichte. Die Luftmatratze war mal gerade 1.40 m x 1.80 m. Also -es musste wohl kuschelig gewesen sein.

Heute machten wir eine Velotour von knapp 80 km (unsere Beine sind bleischwer) von Nida nach Juodkrantė. Es war super – aber gegen Ende doch etwas „harzig“. Die ganze Nehrung ist mit einem Radweg erschlossen.

Der wohl bekannteste Einwohner war Thomas Mann. Er kam 1929 kam er auf die Kurische Nehrung. Verschiedene Gedenktafeln zeugen von seinem Wirken.

Wir sind entlang schönen Häuser gefahren, welche meist aus Holz und sehr schön bemalt sind. Die Nadelwälder erstrecken sich entlang der Dünen. Der Unterschied zwischen der sehr ruhigen Brackwasserseite und der Ostsee war immer wieder allgegenwärtig.

In Juodkrantė waren beeindruckende Skulpturen aus Sand zu bewundern und ein bisschen weiter eine riesige Kormoran-Kolonie. Diese ist zwar schön, aber für die Gegend eine riesen Plage: a) fressen sie riesige Fischmenge – ein Kormoran frisst täglich mind. 400 g Fisch. Umgerechnet auf die Grösse der Kolonie fressen diese – so wird gesagt – mehr Fisch, als die Fischer auf der Nehrung täglich selbst fischen können. Die Vögel kennen keine Fangquote. B) durch ihren Kot sterben die Bäume, auf denen sie nisten mit der Zeit ab.

Der Friedhof in Nida zeigt heute noch Gräber von Deutschen, auf deinen teilweise steht gestorben in „BRD“. Beerdigt wollten sie aber auf der Nehrung werden. Viele dieser Kreuze sind litauische Krikstai. Diese Krikstai können wie Pferdeköpfe, Pflanzen oder wie Vögel geschnitzt sein und werden am Fussende des Grabes aufgestellt. Die Kuren glaubten, dass die Toten, wenn sie aufstehen wollten, sich an diesen Brettern hochziehen konnten.“

15.07./16.07.2021: Vollgas rauf auf die kurische Nehrung und bleischwere Beine

2 Kommentare zu „15.07./16.07.2021: Vollgas rauf auf die kurische Nehrung und bleischwere Beine

  • Juli 17, 2021 um 9:01 am Uhr
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    Woooow Glück gehabt mit dem schönen Platz wenn auch Betreuung von drei Frauen man ist ja hilfsbereit. Ist wieder einen vielseitigen interessanter Blog, einfach toll , dass ich euch begleiten darf und so bequem ohne müde Beine vom Velo fahren , händ sorg. Ganz liebe Grüsse Mams ♥️♥️

    • Juli 17, 2021 um 6:11 pm Uhr
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      Hallo Mams, ja – das stimmt – und Norbert hat es gut gemacht. Diese drei Grazien waren schon etwas hilflos, aber dafür immer perfekt gestylt. Schön zu wissen, dass Du dabei bist und sicherstellst, dass wir nicht übermütig werden :-). Kuss ond en schöne Obig – bes morn am Telefon ♥️♥️

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