Da wir am 12.7. keinen vernünftigen Natel-Empfang hatten, gibt es heute einen Doppelblog. Gestern haben wir zwei Punkte besichtigt: der Wallfahrtsort Święta Lipka  (Heiligelinde) und das Führerhauptquartier Wolfsschanze. Zwei ganz unterschiedliche Orte – aber beide sehr beeindruckend.

Święta Lipka ist einer der bekanntesten polnischen Marienwallfahrtsorte und wird von Pilgern und Touristen gleichermaßen gerne besucht. Der Legende nach soll ein zum Tode Verurteilter nach seiner Begnadigung und Entlassung aus der Rastenburger Burg hier in einer Linde eine Marienfigur aufgestellt haben, an der es kurze Zeit darauf zu zahlreichen Wunderheilungen kam. Sie veranlassten den Deutschen Orden, 1320 nahe der Linde eine Kapelle zu errichten, die sich zu einem beliebten Wahllfahrtsort entwickelte.In dem bis 1945 ostpreussischen Dorf wurde von Jesuiten die barocke Wallfahrtskirche Heiligelinde gebaut. Die Basilika mit Kreuzgang und Kloster gehört zu den bedeutendsten Denkmälern des Barock in Nordpolen. Der Papst erhob sie 1983 in den Rang einer Basilica minor (kleine Basilika).

Danach fuhren wir zur Wolfsschanze. Dies  war der Tarnname für ein militärisches Lagezentrum des Führungsstabes der deutschen Wehrmacht. Es war eines der Führerhauptquartiere zur Zeit von Adolf Hitler während des Zweiten Weltkrieges und lag in der Nähe von Rastenburg (heute Kętrzyn) beim Dorf.  Die Wolfsschanze war Teil eines Bunkersystems und von Quartieren, in denen Gefechtsstände für Stäbe der meisten deutschen Truppengattungen untergebracht waren. 

Die Anlage umfasste insgesamt ca. 40 Wohn-, Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude sowie sieben massive und 40 leichte Stahlbetonbunker. Die Decken der Bunker waren sechs bis acht Meter dick. Die Anlage verfügte über einen Bahnanschluss und besass einen eigenen Flugplatz. Sie war von einem 50 bis 150 Meter breiten Minengürtel und einem 10 km langen Stacheldrahtzaun umgeben. Es bestand ständige Funk- und Telefonverbindung nach Berlin und zu allen Frontabschnitten. Hier in der Wolfsschanze unternahm am 20.7.1944 Klaus Graf Schenk von Stauffenberg ein Attentat auf Hilter, das bekanntlich leider gescheitert ist. Die durch Stauffenbergs Bombe zerstörte Baracke ist heute ein Mahnmal für den Widerstand gegen die Nazionalsozialistische Diktatur. Als am 24. Januar 1945 die Rote Armee anrückte, wurden alle Objekte von der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt. Mehrere Tonnen TNT pro Bunker schafften es aber nicht, diese komplett zu sprengen.

Auf den Nebenstrassen fahren wir durch kilometerlange Alleen – ideal, um in den früheren Jahren Schatten für die Pferde zu geben. Heute eher etwas lästig, da die Fahrbahn ziemlich schmal und die Bäume sehr häufig in die Fahrbahn ragen, das bei Fahrzeugen mit unserer Höhe oftmals eine Herausforderung ist. Neben den Strassen sind ausgeprägte Sumpfgebiete.

Gegen Abend suchten wir uns einen Stellplatz entlang der masurischen Seen. Da dieses Gebiet bei den Deutschen als auch bei den Polen ein sehr beliebtes Urlaubsgebiet ist, mussten wir gut 4 Plätze abfahren, ehe wir Platz fanden resp. einen Platz, der uns auch gefiel. Wir wurden in Pozezdrze fündig und haben einen schönen Abend genossen.

Heute, am 13.7. sind wir den Masuren entlanggefahren.  Der erste Halt war Giżycko (Lözen): ein Touristenort, der auf der Wasserroute der Grossen Masurischen Seen und an der schmalen Landenge zwischen dem Niegocin- und Kisajno-See liegt. Am Kanal, der die beiden Seen verbindet, befindet sich eine der seltenen von Hand betriebenen Schwenkbrücken, die einzige in Polen. Diese Brücke wird noch sehr stark genutzt.

Am Nachmittag haben wir zwei der 18 Schleusen des Augustów-Kanals. Dieser wurde 1839 eingeweiht. Er verbindet den in Weissrussland gelegenen Fluss Niemena und den polnischen Fluss Biebrza. 18 historische, von Hand betriebene Schleusen gleichen über 102 km einen Höhneunterschied von 54 m aus. Früher wurde er für den Transport von Baustämmen genutz, heute ist er vorwiegend für die vielen Kanufahrer interessant.

Heute stehen wir auf dem Campingplatz Widok in Bryzgiel. Unmittelbar nach unserer Ankunft begann es wie aus Kübeln zu giessen. Nach 30 Minuten war der Spuk vorbei und alles durchnässt – Gummistiefel können montiert werden.  Aber so schlimm wie in der Schweiz ist es in Polen nicht – die schönen und sonnigen Stunden überwiegen bei Weitem.

12./13.07.2021: Die Masuren sind sehr begehrt in diesen Tagen – aber schön sind sie trotzdem

2 Kommentare zu „12./13.07.2021: Die Masuren sind sehr begehrt in diesen Tagen – aber schön sind sie trotzdem

  • Juli 14, 2021 um 8:56 am Uhr
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    Das ist ein sehr vielseitiger Bloc, die Basilika ist so eindrücklich und wenn man weiss wie sie endstanden ist , die von Hand betriebenen Schleusen , bemerkenswert einfach spannend ! Wie habt ihr Wetter, bei uns hat sich die Situation ein wenig beruhigt wenigstens regnet es momentan nicht, ich wünsche euch einen schönen Tag , geniesst es , liebe Grüessli Mams

    • Juli 14, 2021 um 7:06 pm Uhr
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      Hallo Mams, es war ein sehr erlebnisreicher Tag. Wir sind froh, hat sich die Situation bei Euch leicht entschärft, hoffen wir, dass es so bleibt. Liebs Grüessli us Vilnius, Claudia ♥️♥️♥️

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